Bericht zum Schulgartenwettbewerb: BEE DIVERSITY

Oberschule an der Schaumburger Straße

Anzahl beteiligter Schüler*innen und Alter

10 Schüler_innen im Alter von 15-16 Jahren

Ideenfindung

In dem Schuljahr 2022/2023 zeigten drei Schüler des Wahlpflichtkurses „Schulgarten“ (ff. „WP“) ein überraschend großes Interesse für den Anbau einer sehr scharfen Chili-Pflanze (Capsicum). Ihre Motivation beinhalte den selbstständigen Kauf des Saatguts, die pflegliche Voranzucht, das Beobachten des Wachstumsprozesses und einer Ernte, mit der sie sogar ihre Freunde beeindruckten. Da sie den „WP“ im folgenden Schuljahr 2023/2024 erneut anwählten, wurde jene Begeisterung von mir aufgegriffen und richtungsweisend für das pädagogische Gesamtkonzept des Schulgartenwettbewerbs-BEE DIVERSITY: Wir erkundeten die „Hummelwelten“ im Schulgarten! Im Fokus lagen dabei sowohl der Anbau ausgewählter Nachtschattengewächse (Solanaceae) im Ertragsbereich der Hochbeete (eine Interdependenz, die sich mir erst durch die Fortbildung am 13.04.2024 erschloss) als auch das Anlegen einer Fläche mit heimischen Blühpflanzen für Wildbienen im Fokus. Auch 2 kleine, bereits bestehende Blühflächen wurden bepflanzt.

Umsetzung

Am 14.03.2024 legten fünf Schüler*innen die neue Blühfläche arbeitsteilig mitten im Schulgarten auf der Rasenfläche an. Umgehend wurden hier einige Pflanzen der umliegenden Rasenfläche eingesetzt. Ziel dabei war nicht nur, die Blühfläche mit hier bereits gut gedeihenden heimischen Blühpflanzen zu bestücken, sondern auch, ebendiese vor der Maht zu bewahren. Später kamen hier weitere Wildstauden hinzu. Im Ertragsbereich der Hochbeete wurden in diesem Jahr u.a. Kartoffeln, Physalis, Gurke, Tomaten, Paprika und natürlich auch die Chili gepflanzt. Darüber hinaus wurde das Saatgut essbarer Blüten sowie des Gelbsenfs, der Kugel- und Mariendistel in den Boden der zwei kleineren Blühflächen eingearbeitet. Beide Blühflächen wurden bereits im letzten Jahr direkt im Anschluss an die Fortbildung „Schmetterlingsschutz im Schulgarten“ vom 24.05.2023 von den Schüler_innen des „WP“ angelegt. Mit dem Umweltbetrieb Bremen (Herr Hünten am 24.04.2024) wurden zudem ungemäht verbleibenden Flächen definiert.

Pflanzliste

Die neue Fläche mit den heimischen Blühpflanzen für Wildbienen Asteracecae/Korbblütengewächse (Cichorium intybus – Wegwarte, Hieracium – Wildes Habichtskraut, Rudbeckia hirta – Rauer Sonnenhut 2x) | Boraginaceae/Rauhblattgewächse (Beinwell – Symphytum officinale, Natternkopf – Echium vulgare 2x, Ochsenzunge – Anchusa officinalis 2x) | Lamiaceae – Lippenblütengewächse (Lavendula angustfolia – Echter Lavendel, Salvia pratensis – Wiesensalbei, Stachys officinalis – Heilziest 2x) sowie Scabiosa columbaria – Tauben-Skabiose und Oenothera Bündnis – Gemeine Nachtkerze. Bereits bestehende Blühflächen „Essbare Blüten“ (Antirrhinum – Löwenmäulchen, Borago officinalis – Borretsch, Calendula officinalis – Ringelblume, Centaurea Cyanus – Kornblume, Glebionis coronaria – Speisechysantheme, Linum usitatissimum – Leinblume, Trifolium incarnatum – Inkarnatklee) und die „Wilde Ecke“ (Sinapsis – Gelbsenf, Sylibum marinanum – Mariendistel, Echinops sphaerocephalus – Kugeldistel (Aussaat) Die ungemähte Wiese Asteracecae/Korbblütengewächse (Taraxum officinale – Löwenzahn, Tanacetum vulgare – Rainfarn) | Apiaceae/Doldengewächse (Aegopodium podagraria – Gewöhnlicher Giersch, Anthriscus Sylvesters – Wiesen-Kerbel) | Boraginaceae/Rauhblattgewächse (Myosotys – Acker-Vergissmeinnicht, Pulmonaria officinalis – Lungenkraut) | Brassicaceae/Kreuzblütengewächse (Capsella – Hirtentäschel, Cardamine pratensis – Wiesenschaumkraut, Alliaria petiolata – Knoblauchrauke) | Campanulaceae/Glockenblumengewächse (Campanula trachelium – Nesselblättrige Glockenblume) | Fabaceae/Schmetterlingsblütengewächse (Lotis corniculatus Hornklee, Trifolium dubium – kleiner Gelbklee, Trifolium regens – Weißklee) | Socrophulariaceae/Braunwurzgewächse (Veronica persisch – persischer Ehrenpreis) sowie weitere Pflanzen: Genum urbanum – Nelkenwurz, Malva Sylvestris – Wilde Malve, diverse Frühblüher (Crocus vernus – Frühlingskrokus, Scilla – Blaustern, Galanthus invalide – Schneeglöckchen, Narcissus – Narzissen), Plantago lanceolata – Spitzwegerich, Ranunculus – Hahnenfuß.

Herkunft der Pflanzen

Vorgezogenes Gemüse und diverse heimische Blütenpflanzen von „Die Gärtnerei“ (Bioland) von Josef Schumacher und Agnes Grieshop, Tomatenpflanzen von Abakus-Naturkost Bremen, online-Kauf regionalen Saatguts (UG 1 Nordwestdeutsches Tiefland) namens 40m2 „Schmetterlings-/Wildbienensaum (8)“ von Rieger-Hoffmann GmbH für die weiterhin anvisierte Schulhof-Beflanzung, Bingenheimer-Saatgut „Essbare Blüten“ (Demeter) sowie Gelbsenf D116 und Inkarnatklee D220 (ebd.) und Kartoffeln für den Ertragsbereich der Hochbeete aus dem FlorAtrium.

Pädagogische Begleitung

Anhand von Arbeitsblättern, Filmausschnitten, Informationsmaterial aus der Fortbildung vom 13.03.2024 sowie dem Mikroskopieren einer Erd- und einer Ackerhummel wurde das Aussehen, die heimische Vielfalt sowie die Funktion der Hummeln im hiesigen Ökosystem (inkl. Besonderheit der Vibrationsbestäubung) näher beleuchtet. Eine Besonderheit war, dass drei Schüler aus dem „WP“, deren Alltag wenig Naturerfahrung integriert, am 30.04.2024 ihre mündliche Abschlussprüfung (Jahrgang 10) im Fach Biologie zu dem Thema „Ökosystem Wiese“ ablegten. Inhaltlich fußte diese auf den Lerninhalten des regulären Biologieunterrichts sowie den praktischen Erfahrungen aus der Schulgartenarbeit. Die Konzeption der Prüfung berücksichtigte somit beide Fächer und wurde von mir und einer Kollegin (VIL: Fach Biologie) abgenommen. Im Zuge der Transferleistung wurde sehr gut begründet, inwiefern das Anlegen einer Blühfläche eine Zunahme an Biomasse impliziert und warum dies heutzutage besonders relevant ist.

Erfahrungen und Zielerreichung

Inspiriert von den Fortbildungen im FlorAtrium setzte ich neu Erlerntes oft direkt zur nächsten Unterrichtsstunde mit der jeweiligen Lerngruppe um. Dank der o.g. Impulse aus der Fortbildung am 13.04.2024 war auch der Unterbau für die theoretischen Unterrichtsinhalte gegeben. Als ich unsere Teilnahme an diesem Wettbewerb in der Schule bekannt gab, bekundeten zwei Kolleginnen (EVS/PIP) sogleich ihr Interesse. Wir planten ausführlich, inwiefern sie mit ihren Klassen das Schulgelände bepflanzen könnten. Es folgte eine Begehung des Schulgartens- und geländes (UBB s.o.) und die online Bestellung entsprechenden Regio-Saatguts. Da es beiden Kolleginnen jedoch nicht möglich war, die Vorhaben fristgerecht zu realisieren, bleiben die Projekte für dieses Schuljahr weiterhin anvisiert. Eine frustrierendere Entwicklung war die Vernichtung sämtlicher Nachtschattengewächse durch die Schnecken. Überraschend schön war es, das helle Surren der Vibrationsbestäubung von Pelzbienen am Beinwell wahrzunehmen.